Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2022

W ie wichtig sind soziale Kontakte für unsere psychische Gesundheit? Verschiedene Wissenschaftsdisziplinen setzen sich seit jeher mit dieser Frage auseinander. Fest steht: Menschliche Beziehungen geben einem Halt und Sicherheit. Da macht auch die Suchttherapie keine Ausnahme. Aus meiner praktischen Erfahrung in diesem Bereich kann ich sagen, dass es hier seit meinen ersten Berufsjahren täglich um die Neuanbahnung, Fortführung und/oder Vertiefung von Arbeitsbeziehungen mit den Suchtkranken ging. Im Vordergrund standen existenzielle Fragen des Überlebens. Versorgen mit Essen, Angebot von Hygienemaßnahmen und Übernachtungsmöglichkeiten sowie erste Gesprächsangebote zur möglichen Veränderung des Konsumverhaltens, wenn gewünscht. 1994 starben fast 100 Personen in Köln an einer Überdosierung mittels illegaler Drogen. Einige von ihnen kannte ich aus der Zusammenarbeit in der Notschlafstelle und dem Wohnprojekt Eigelstein. Sie starben unter anderem aufgrund eines Mangels an Substitutionsplätzen zur damaligen Zeit. Viele soziale Fachkräfte und politische Entscheidungsträger sahen lange Zeit die Substitution als „Teufelswerk“, obwohl diese schon seit vielen Jahren in anderen Ländern, wie z.B. den USA, den Niederlanden oder der Schweiz, vielen Opiatabhängigen geholfen hatte zu überleben. In Deutschland beharrten die meisten Mitarbeiter in der Suchthilfe auf dem völligen Abstinenzgebot. Akzeptierende, niedrigschwellige Arbeit in der Suchthilfe befand sich noch in der Entstehung. Seit 2005 habe ich als Leiter der Kölner Fachstelle Glücksspielsucht (bis März 2022) fast 4.000 Glücksspieler und deren Angehörige unter anderem im Rahmen der Beratung und/oder medizinischen Rehabilitation kennengelernt. Über 400 Glücksspieler wurden in einer ambulanten Einzel- und Gruppentherapie behandelt. Ein Beitrag von Dr. Wolfgang Kursawe M.A. „DIE PERSÖNLICHE EBENE IN DER SUCHTTHERAPIE: WIE WICHTIG SIND THERAPEUTISCHE BEZIEHUNGEN?“ Dr. Wolfgang Kursawe blickt auf eine langjährige Erfahrung als Experte in der Suchttherapie zurück. Seit 1994 arbeitet er mit suchtkranken Menschen in den verschiedensten sozialen Bereichen zusammen, zunächst in der niedrigschwelligen Arbeit, in Notschlafstellen und Wohnprojekten für akut Heroinabhängige in der Stadt Köln. Bereits damals verstand er sich als „Beziehungsarbeiter“. Was das bedeutet, erklärt der Wissenschaftler in diesem Exkurs. 18 WISSENSCHAFT

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