Spielerschutz Tätigkeitsbericht 2021

SPIELERSCHUTZ TÄTIGKEITSBERICHT 2021 Ein Booster für den Spielerschutz Der neue Glücksspiel- staatsvertrag Sperrstatistik Die Gauselmann Gruppe als neuer starker Partner Glanzstück oder unendliche Geschichte? Die Grenze zur Verantwortung ziehen

3 SPIELERSCHUTZ 1 . das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen, 2 . durch ein begrenztes, eine geeignete Alternative zum nicht erlaubten Glücksspiel darstellendes Glücksspielangebot den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken sowie der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegenzuwirken, 3 . den Jugend- und den Spielerschutz zu gewährleisten, 4 . sicherzustellen, dass Glücksspiele ordnungsgemäß durchgeführt, die Spieler vor betrügerischen Machenschaften geschützt, die mit Glücksspielen verbundene Folge- und Begleitkriminalität abgewehrt werden und 5 . Gefahren für die Integrität des sportlichen Wettbewerbs beim Veranstalten und Vermitteln von Sportwetten vorzubeugen. Der Glücksspielstaatsvertrag §1 ZIELE DES STAATSVERTRAGES SIND GLEICHRANGIG Adé Sternengreifer, HALLO MERKUR SONNE! Der Vorwurf lautete, dass der privatwirtschaftliche Betrieb von Spielbanken im Widerspruch zu einem effektiven Schutz der Spielenden steht. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Die Standards, die sich beide Unternehmen in ihren jeweiligen Sozialkonzepten gesetzt haben, bleiben auf einem unverändert hohen Niveau erhalten. Darüber hinaus haben sich frühzeitig Synergieeffekte ergeben: So stellt die neue Eigentümerin für die Schulungen der Mitarbeitenden im Bereich der Spielsuchtprävention zusätzliche, umfangreiche Ressourcen zur Verfügung. Der privatwirtschaftliche Betrieb von Spielbanken auf der einen Seite, der Schutz der Spielenden auf der anderen Seite – bei MERKUR absolut kein Widerspruch, sondern wohltuender Rückenwind für einen effektiven und zukunftsfähigen Spielerschutz. Seit dem 1. September 2021 liegt das Casino-Spiel in Nordrhein-Westfalen nicht länger in öffentlich-rechtlicher Hand. Die Privatisierung der nordrhein-westfälischen Spielbanken wurde zeitweise von kontroversen politischen Diskussionen begleitet. Ein Thema stand hier besonders im Fokus: der Spielerschutz. 2 STAATSVERTRAG

5 VORWORT Inhalt Sehr geehrte Damen und Herren, ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Nach 2020 waren wir als Spielbankenbetreiber aufgrund der Corona-Pandemie erneut von Schließungen betroffen. Nach schier endlos erscheinenden fünf Monaten nahmen wir den Spielbetrieb an allen Standorten wieder auf. Die damit verbundenen Vorgaben zum Impf-, Test- und Genesenen-Status haben unsere Gäste wohlwollend akzeptiert und bereits in den Sommermonaten gewann der Spielbetrieb von Tag zu Tag an Fahrt. Doch trotz des erhöhten Aufwands in Verbindung mit den vielfältigen Corona-Verordnungen blieben Qualität und Sorgfalt bei der Umsetzung unserer Jugend- und Spielerschutzmaßnahmen auf einem weiterhin vorbildlichen Niveau. Unser Motto: Aktiv gelebter Spielerschutz kennt keine Pandemie! So führten die Regionalen Spielerschutzbeauftragten im Jahr 2021 insgesamt 205 Präventionsgespräche durch und standen unseren Gästen mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus brachten wir 334 Spielersperren auf den Weg. Sie sind für uns das stärkste Instrument, um einen Menschen und sein Umfeld vor den Folgen eines unkontrollierten Spielverhaltens zu schützen. Seit dem 1. September 2021 gehört unser Unternehmen nun zur Gauselmann Gruppe mit weltweit mehr als 14.000 Beschäftigten. Damit einher ging die Umbenennung in die MERKUR SPIELBANKEN NRW GmbH. Das familiengeführte Unternehmen aus Ostwestfalen gehört zu den größten Akteuren in der internationalen Glücksspielbranche und verfügt über umfassende Kompetenz und lang jährige Erfahrung im Bereich des Jugend- und Spielerschutzes. Welche Potenziale und Synergieeffekte sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben, wurden bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres sichtbar. Wir lassen in diesem Bericht verschiedene Stimmen aus beiden Unternehmen zu Wort kommen und zeigen auf, wie wir unsere Tätigkeiten im Bereich des Jugend- und Spielerschutzes mit neuen Konzepten und modernen Strukturen künftig weiter optimieren werden. Darüber hinaus werfen wir in dieser Ausgabe unseres Spielerschutzberichts einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus: Wir haben eine Selbsthilfegruppe in Köln besucht und uns mit dem Gründer unterhalten. Entstanden ist daraus eine Reportage, die auf authentische Weise dargelegt, wie wichtig ein offener und empathischer Umgang mit dem Thema „Spielsucht“ für alle Beteiligten ist. Es darf keine Tabus oder Stigmatisierungen geben: Problematisches oder pathologisches Spielverhalten kann behandelt werden und die Betroffenen werden zu keinem Zeitpunkt allein gelassen. Welche Rolle die Digitalisierung für den Spielerschutz in Zukunft noch spielen wird, beschreibt Dr. Wolfgang Kursawe in seinem wissenschaftlichen Gastbeitrag. Als Leiter der Kölner Fachstelle Glücksspielsucht bei der Drogenhilfe Köln gewährt uns der Experte wichtige Einblicke in eine moderne Form der Präventionsarbeit. Tagtäglich vergnügen sich in unseren Spielbanken Tausende Gäste in der Gewissheit, dass wir als staatlich konzessionierte Spielbankenbetreiber unserer besonderen Verantwortung gerecht werden. Darauf ist auch in Zukunft Verlass! Denn für uns gilt: Jugend- und Spielerschutz wird bei den MERKUR SPIELBANKEN NRW aktiv gelebt und niemals in den Lockdown geschickt! Herzlichst David Schnabel Geschäftsführer Jochen Braun Geschäftsführer Duisburg, im Frühjahr 2022 Staatsvertrag 2 Spielerschutz 3 Vorwort 5 Spielerschutz im Unternehmen 6 Im Fokus Ein Booster für den Spielerschutz 8 Interview Zentralbereich Prävention 10 Portrait Spielerschutzkommission 12 Wissenschaft Digitaler Spielerschutz 14 Das Kompetenzteam 18 »Aktiv gelebter Spielerschutz kennt keine Pandemie.« von links: Jochen Braun und David Schnabel Bericht Schulungskonzept 20 Sperrstatistik 22 Gespräche 32 Einordnung Neuer Glücksspielstaatsvertrag 34 Insight Spielersperren 36 Sozialkonzept 38 Ausblick 40 Über MERKUR SPIELBANKEN NRW 44 Impressum 48

7 6 SPIELERSCHUTZ IM UNTERNEHMEN SPIELERSCHUTZ IM UNTERNEHMEN Ein weiteres Jahr mit der Corona-Pandemie hat es nicht nur den MERKUR SPIELBANKEN in NRW schwer gemacht. Geschlossene Häuser, reglementierte Besuchszahlen, eingeschränkte Gastronomie – all das hat in 2021, wie überall in der Unterhaltungsbranche, auch auf die Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Duisburg und Dortmund-Hohensyburg starken Einfluss genommen. Trotz monatelanger Schließzeiten der Standorte und den umfassenden Einschränkungen vor Ort, war es rund um den Spielerschutz in den Häusern der MERKUR SPIELBANKEN NRW nicht still. Das Kompetenzteam Spielerschutz hat den Lockdown zu Beginn des Jahres dazu genutzt, um personell aufzustocken. Drei neue Spielerschützer und -schützerinnen unterstützen nun in der Spielbank Hohensyburg das Team. Auch in Duisburg unterstützt eine neue Kollegin das bisherige Team. Ausgebildet und geschult wurden die Neuzugänge alle während des Lockdowns. So war das Team mit 15 Mitgliedern zur Wiedereröffnung der Spielbanken sofort einsatzbereit. Umsetzung neuer Vorgaben Während der Schließung der Häuser in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres waren bereits einige regulative Anpassungen vom Gesetzgeber angekündigt. Zur Veränderung mit der größten Auswirkung zählte sicherlich die Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags. Diese zog beim Inkrafttreten am 01. 07. 2021 viele Adaptionen von Richtlinien und Verordnungen nach sich. Für die Spielerschützer und -schützerinnen bedeutet eine Veränderung des Glücksspielstaatsvertrages immer: In diesem Zusammenhang hat die Gauselmann Gruppe schon im Jahr 2010 den Zentralbereich Prävention ins Leben gerufen. Dieser Zentralbereich ist die Schnittstelle zwischen den Geschäftsbereichen, den Fachabteilungen, Hilfeeinrichtungen, Behörden und der Politik sowie der Forschung und der Wissenschaft. Neben der Entwicklung notwendiger Sozialkonzepte ist der Bereich für die Umsetzung aller Verbraucherschutzmaßnahmen in der Unternehmensgruppe zuständig. Darüber hinaus wird das Management von den Präventions- fachleuten in allen Fragen rund um die Themen Jugend- und Spielerschutz beraten. Die Früherkennung von problematischem Spielverhalten sowie eine effektive Ansprache auffälliger Spielgäste sind das A und O erfolgreicher Verbraucherschutzmaßnahmen. Daher nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Spielerschutz bei der Gauselmann Gruppe DAMIT SPIEL SPAẞ BLEIBT lesen, verstehen, umsetzen. Um den Vorgaben gerecht zu werden, hat sich das Kompetenzteam schon während der Schließzeit Gedanken zu den Veränderungen und ihren Auswirkungen gemacht. Gemeinsam hat es Möglichkeiten für die Umsetzung der neuen Vorgaben im Alltag entwickelt. Dadurch ermöglicht es die reibungslose Integration der neuen Regeln während des laufenden Betriebs unmittelbar nach der Wiedereröffnung der Spielbanken. Sperren und Gespräche Obwohl die Häuser geschlossen waren, erreichte die Spielerschützerinnen und -schützer eine große Anzahl an Sperranträgen auf dem Postweg oder per Mail. Diese mussten entsprechend der regulativen Vorgaben abgearbeitet werden: Sperre annehmen, prüfen, eingeben und bestätigen. Ein Prozess, der aufgrund seiner Tragweite höchste Präzision erfordert. Nur korrekt eingegebene Sperren garantieren, dass die Spielenden in der zentralen Sperrdatei gelistet werden und so keinen Zutritt mehr zu sämtlichen Spielstätten erhalten. All diese Punkte zeigen, wie wichtig der Spielerschutz auch während eines Lockdowns ist. Und das Kompetenzteam ist zu Recht stolz darauf, diesen trotz geschlossener Häuser gewährleistet zu haben. Denn nur so konnte der Lockdown keine Lücken hinterlassen! Spielerschutz bei den MERKUR SPIELBANKEN NRW KEINE LÜCKEN TROTZ CORONA die in direktem Kontakt zu den Spielgästen stehen, eine besondere Rolle in der Präventionsarbeit ein. Mittels regelmäßiger Fortbildungen und einem eigenen Schulungskonzept werden die Mitarbeitenden immer wieder auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Darüber hinaus ist eine umfassende Informations- und Aufklärungsarbeit elementar. Diese ermöglicht sowohl Spielgästen als auch Angehörigen, sich jederzeit über mögliche Risiken, problematisches Spielverhalten sowie wohnortnahe Beratungsstellen und Hilfeeinrichtungen zu informieren. So gehört der vom Zentralbereich Prävention entwickelte Spielerschutz-Flyer: „Spielregeln – eine Information für Spielgäste und deren Angehörige“ zu den wichtigsten Informationsangeboten der Gauselmann Gruppe. Der Flyer liegt deutschlandweit in allen MERKUR CASINOS, in den MERKUR SPIELBANKEN, in den jeweiligen Gastronomiebetrieben sowie in sämtlichen Sportwettshops der Unternehmensgruppe in bis zu fünf Sprachen gut sichtbar aus und beinhaltet, neben einem Selbsttest zum Spielverhalten, auch Kontaktdaten zahlreicher Beratungsstellen. Dass die Gauselmann Gruppe beim Jugend- und Spielerschutz auf anerkannte Qualitätsstandards setzt, bestätigen mehrere renommierte Prüfunternehmen: So belegen die Global Gambling Guidance Group (G4), die European Casino Association (ECA), der TÜV InterCert Saar sowie der TÜV Rheinland mit unterschiedlichen Zertifizierungen die Aktualität und die Qualität der Präventionsmaßnahmen. Als Hersteller von Spielautomaten, Betreiber von Spielstätten, Spielbanken und Sportwettshops sowie als Anbieter virtueller Automatenspiele fühlt sich die Gauselmann Gruppe dem Jugend- und Spielerschutz in besonderem Maße verpflichtet. Obwohl nur ein äußerst geringer Teil aller Spielgäste ein problematisches Spielverhalten aufweist, setzt sich das Unternehmen intensiv mit dem Verbraucherschutz auseinander und macht sich für eine noch stärkere Berücksichtigung qualitativer Kriterien beim Glücksspiel stark.

8 9 EIN BOOSTER FÜR DEN SPIELERSCHUTZ IM FOKUS Voneinander lernen, miteinander wachsen EIN BOOSTER FÜR DEN SPIELERSCHUTZ Das vergangene Jahr war nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie nervenaufreibend für die Mitarbeitenden der Spielbanken in Nordrhein-Westfalen. Bereits seit 2018 beschlossen, wurde im vergangenen Jahr die Privatisierung der NRW-Spielbanken erfolgreich vollzogen. Nach einem Ausschreibungsverfahren, vielen Stunden der Beratung, vielen Seiten Bewerbungsunterlagen und einem Bieterverfahren stand dann im Spätsommer 2021 die neue Eigentümerin der Spielbanken in NRW fest: die in Espelkamp ansässige Gauselmann AG. Eingegliedert ist die ehemalige WESTSPIEL Gruppe nun in die Gauselmann Spielbanken Beteiligungs GmbH und ergänzt das Portfolio der Gauselmann Gruppe um aktuell vier Spielbanken. Zwei weitere neue Standorte befinden sich in der Planung. Neben den Spielbanken in NRW betreibt das Unternehmen bereits drei eigene Häuser in Sachsen-Anhalt und ist an der Spielbank Berlin mit vier Standorten sowie den rheinland-pfälzischen Spielbanken in Mainz, Trier und Bad Ems beteiligt. Der kurze Überblick zeigt: Spielbankerfahrung en masse auf beiden Seiten. Von der Übernahme im September letzten Jahres profitieren alle Beteiligten. In vielen Bereichen entstehen Synergieeffekte – so auch im Bereich Spielerschutz. Mit der Gauselmann AG haben die Spielbanken in NRW eine neue Partnerin an der Seite, die wortwörtlich ausgezeichneten Spielerschutz betreibt. Aber auch der Konzern profitiert von dem Wissen und den Strukturen des Spielerschutzes bei den MERKUR SPIELBANKEN NRW. Fokus: Integration Fortuna ist die Glücksgöttin der römischen Mythologie und Namensgeberin für das große Projekt, welches seit September die Integration der nordrhein-westfälischen Spielbanken in die Gauselmann Gruppe vorantreibt. Passender hätte die Wahl des Namens wohl nicht ausfallen können. Auch der Bereich Prävention macht hier einen wichtigen Teil aus. So tauschen sich alle Beteiligten in regelmäßigen Abständen aus und evaluieren den Ist-Stand auf beiden Seiten. Dazu gehört auch, die aktuellen Schutzsysteme mitsamt Abläufen zu analysieren sowie Vor- und Nachteile jeweils festzuhalten. Ziel ist, den Spielerschutz mit Synergien zu stärken und ihn voranzutreiben. Das kann nur durch offene Kommunikation gelingen. Dazu sprechen Teams und Leiter der jeweiligen Einheiten in Duisburg und Espelkamp regelmäßig und persönlich miteinander. Der Austausch von Angesicht zu Angesicht beflügelt die Zusammenarbeit ungemein und ermöglicht es beiden Vollblut-Spielerschützern die jeweils anderen Strukturen und Standpunkte besser nachzuvollziehen. Fokus: Kommunikation Kommunikation ist nicht nur innerhalb des neuen Präventionsteams unabdingbar. Auch nach außen muss die Kommunikation zu Präventionsmöglichkeiten, Sperrverfahren und Hilfsangeboten verständlich und eindeutig sein. Deshalb ist sie ein zentrales Anliegen beider Kompetenzteams. Aktuell gleichen die Spielerschützer und -schützerinnen die Materialien ab und wollen sie in Zukunft vereinheitlichen, um in einer Sprache zu sprechen. Bald werden alle Informationen für den Spielerschutz der Spielbanken in Sachsen-Anhalt und NRW auf der neu gestalteten Homepage der MERKUR SPIELBANKEN ( www.merkur-spielbanken.de/ spielerschutz) gebündelt angeboten. Fokus: Wissenschaft Im besonderen Maße profitiert das Kompetenzteam der MERKUR SPIELBANKEN NRW von der wissenschaftlichen Expertise, auf die es jetzt zurückgreifen kann. Mit den Fachleuten, die in der Spielerschutzkommission sitzen, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für den wissenschaftlichen Austausch. Aber Wissenschaft ist in diesem Fall keine Einbahnstraße: Auch die Spielerschützer und -schützerinnen können die Beobachtungen aus ihrem Alltag schildern, die dann von den Experten eingeschätzt werden. So können sie wichtige Einblicke liefern und die Forschung im Bereich Spielerschutz und Prävention stärken. Fokus: Weiterbildung Ein großes Themengebiet im Spielerschutz ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Nur so lässt sich gewährleisten, dass sie als Fachleute immer nach geltendem Recht handeln. Aber nicht nur die bloße Theorie ist eine wichtige Grundlage. Auch das zwischenmenschliche Miteinander, das Verhalten gegenüber einer Person mit Spielsuchtgefährdung und eine angemessene Gesprächsführung bei einem Sperrgespräch wollen gelernt sein und regelmäßig aufgefrischt werden. Mit der Gauselmann AG als neue Eigentümerin ergeben sich in dieser Hinsicht viele neue Optionen: Neben einem eigenen Weiterbildungszentrum, welches für solche Zwecke genutzt werden kann, wird in Zukunft der ganze Ablauf der Schulungen im Bereich Spielerschutz professionalisiert. Der Einblick in Projekte und Zukunftspläne macht es mehr als deutlich: Durch die Verbindung von einer Menge Fachwissen und den Austausch mit zusätzlichen Mitarbeitenden wird es in den nächsten Jahren gelingen, den Spielerschutz sowohl für die MERKUR SPIELBANKEN NRW als auch für die gesamte Gauselmann Gruppe auf ein neues Level zu heben.

Herr Kowala, die Gauselmann Gruppe ist ein starker Partner für die MERKUR SPIELBANKEN NRW. Stellen Sie uns doch bitte einmal die Organisation des Spielerschutzes bei Gauselmann vor. Im Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe arbeiten wir im Team mit zehn Kolleginnen und Kollegen. In erster Linie erstellt der Zentralbereich Sozialkonzepte, die für die Bereiche Spielstätten, Spielbanken, Sportwetten und Gastronomie sowie dem Online-Angebot gelten. Die dort beschriebenen Maßnahmen stehen auf einem ständigen Prüfstand, werden evaluiert und mit wissenschaftlicher Unterstützung weiterentwickelt. Deshalb sind wir stolz auf unsere Spielerschutzkommission, in der namhafte internationale Fachleute tätig sind. Als zentrales Mitglied der Spielerschutzkommission befindet sich der Zentralbereich Prävention in einem regelmäßigen Austausch mit Forschung, Wissenschaft und den Verbänden. Die Erstellung von Sozialberichten für Behörden gehört genauso zum Aufgabenfeld wie die Beratung aller Geschäftsbereiche und deren Fachabteilungen sowie die Organisation von Präventionsschulungen für die Mitarbeitenden. Zusätzlich sind elf Beschäftigte als Spielerschutzbeauftragte in den vier NRW-Spielbanken tätig. Sie sind dafür von ihrer arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeit partiell freigestellt. Welche Schwerpunkte möchten Sie persönlich in den nächsten Jahren setzen? Ich stelle immer wieder fest, dass die verschiedenen Agierenden im Spielerschutz das Thema viel zu sehr aus der eigenen Perspektive betrachten. Die Wissenschaft ist naturgemäß in der Theorie unterwegs, wir als Anbieter operieren in der Praxis. Während das Hilfesystem sehr nah an den Menschen dran ist, bewegt sich die Politik oft auf einer anderen Ebene. Obwohl alle das Gleiche wollen, ziehen nicht immer alle Beteiligten an einem Strang. Deshalb ist mir ein enger Austausch sehr wichtig. Es gibt zahlreiche gute Ansätze, aber da könnte in meinen Augen noch mehr passieren. Daher ist es mir ein Anliegen, die unterschiedlichen Interessenvertreter und -vertreterinnen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam den Spielerschutz zu optimieren. Was hat sich aus Ihrer Sicht mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag alles verändert? Ich beschreibe gerne eine ganz praktische Situation aus NRW, die ein Beispiel für nahezu das gesamte Bundesgebiet war. Das MERKUR CASINO Bad Oeynhausen und die MERKUR SPIELHALLE befinden sich in direkter Nachbarschaft. Bisher konnte ein gesperrter Gast des Casinos einfach in der Spielstätte weiterspielen oder umgekehrt. Es gab bislang keine einheitliche spielformübergreifende Sperrdatei. Alles war aufgrund der föderalen Strukturen landesweit unterschiedlich geregelt. Für den Spielerschutz eine schlechte Basis. Der neue Glücksspielstaatsvertrag hat damit Schluss gemacht. Mit OASIS existiert nun endlich bundesweit ein für nahezu alle Glücksspielformen verpflichtendes und spielformübergreifendes Sperrsystem. Das haben die Verbände und wir als Glücksspielanbieter schon lange gefordert. Allerdings begründet die spielformübergreifende Spielersperre die Gefahr, dass Spieler auf die für sie wichtige Sperre in einer Spielform (z.B. Spielbank) verzichten, weil sie nicht gleichzeitig auf das von ihnen als unproblematisch empfundene Spiel in einem anderen Glücksspielsektor verzichten wollen (z.B. Sportwette). Zur Optimierung des Spielerschutzes wird der Gesetzgeber hier noch nach- justieren müssen. Geben Sie uns doch bitte einen Ausblick in die Zukunft: Welche Entwicklungen und Heraus- forderungen sehen Sie beim Thema Spielerschutz in den nächsten Jahren? Die Glücksspielwelt ist in Bewegung und wird sich durch die fortschreitende Digitalisierung aus meiner Sicht stark verändern. Für diese Veränderungen werden wir auch neue Wege im Spielerschutz gehen müssen. Unabhängig davon ist der Spielerschutz eine im Vergleich noch relativ junge Disziplin und erfordert eine stetige Evaluierung und Anpassung. Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, ist es enorm, wie schnell sich dieser Bereich professionell entwickelt hat und welche Erfolge wir erzielen konnten. Das große Ziel ist weiterhinein, ein verantwortungsbewusstes Spiel zu ermöglichen und das können wir erreichen, wenn alle Interessenvertreter und -vertreterinnen gemeinsam an dieser Aufgabe arbeiten. »Obwohl alle das Gleiche wollen, ziehen nicht immer alle Beteiligten an einem Strang.« Jan Kowala ist Präventionsbeauftragter und Leiter des Zentralbereiches Prävention der Gauselmann Gruppe. Der studierte Kommunikationswirt interessiert sich schon lange für das Thema Psychologie und absolvierte zahlreiche Zusatzausbildungen, beispielsweise als systemischer Therapeut. Seit 2014 ist der 48-Jährige im Bereich des Spielerschutzes in der Glücksspielbranche tätig. 11 10 ZENTRALBEREICH PRÄVENTION INTERVIEW Interview mit Jan Kowala Leiter Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe »WIR WERDEN GEGENSEITIG VONEINANDER LERNEN UND PROFITIEREN« Für die MERKUR SPIELBANKEN NRW als staatlich konzessionierte Spielbankenbetreiber gehörte der Spielerschutz von Anfang an zum Selbstverständnis. Doch welche Auswirkungen hat die Privatisierung des Unternehmens auf den Bereich des Spielerschutzes? Wir sprachen mit dem Leiter des Zentralbereichs Prävention der Gauselmann AG, Jan Kowala, über die Chancen und Synergieeffekte, die sich durch die Integration der NRW-Spielbanken in die Gauselmann Gruppe ergeben.

»Präventionsarbeit ist der Schlüssel« DIE SPIELERSCHUTZKOMMISSION DER GAUSELMANN GRUPPE Um sicherzustellen, dass sich die Präventionsmaßnahmen der Gauselmann Gruppe permanent am aktuellen Stand der Wissenschaft orientieren und den Anforderungen im Arbeitsalltag in Spielstätten, Spielbanken und Sportwettshops bestmöglich entsprechen, hat das Unternehmen 2011 die Spielerschutzkommission gegründet. In regelmäßigen Besprechungen diskutiert, evaluiert und optimiert ein ein Team aus Fachleuten auf Basis aktueller wissen- schaftlicher Erkenntnisse sämtliche Aktivitäten und Maßnahmen im Bereich des Jugend- und Spielerschutzes. Die Spielerschutzkommission besteht aus Vertretern und Vertreterinnen des Managements und des Zentralbereichs Prävention und aus international anerkannten Fachleuten und bildet so den essenziellen Bestandteil sämtlicher Spielerschutzmaßnahmen der Unternehmensgruppe. Pieter Remmers ist Experte auf dem Gebiet Responsible Gaming. Der Niederländer ist seit 1989 an zahlreichen Projekten innerhalb der Glücksspielbranche beteiligt und trägt weltweit mit seinem Wissen und Erfahrungsschatz zu einem verantwortungsvollen Umgang mit möglichen Spielrisiken bei. Pieter Remmers war 2003 an der Gründung der Global Gambling Guidance Group (G4) beteiligt und liefert als Geschäftsführer, Vorstandsmitglied und Gesellschafter zahlreicher Organisationen im Bereich Responsible Gaming wertvolles Fachwissen für die Präventionsarbeit der Gauselmann Gruppe. Als Präsident des Instituts Glücksspiel und Abhängigkeit leistet Roman Neßhold einen weiteren bedeutenden Beitrag für die Spielerschutzkommission. Der Österreicher engagiert sich bereits seit 2004 in unterschiedlichsten Spielerschutz-Projekten und verfügt daher über einen umfangreichen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet. Die im Institut neu gewonnenen Erkenntnisse aus dem Bereich Spielerschutz fließen dank Roman Neßhold in die Präventionsarbeit der Gauselmann Gruppe ein. Prof. Jörg Häfeli Stäger war Dozent und Projektleiter an der Hochschule Luzern in der Schweiz. Mit seiner lang jährigen Erfahrung in der Suchtberatung und Sozialarbeit hat er dazu beigetragen, das Hochschulinstitut für Sozialmanagement und Sozialpolitik zu entwickeln. Durch Prof. Jörg Häfeli Stäger als Teil der Spielerschutzkommission profitiert die Präventionsarbeit der Gauselmann Gruppe maßgeblich von den praktischen Erfahrungen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen des Instituts. Dr. Wolfgang Kursawe ist seit 2005 Leiter der Fachstelle Glücksspielsucht bei der Drogenhilfe Köln gGmbH. Durch den engen Kontakt zu Personen mit problematischem Spielverhalten, seine lang jährige Erfahrung sowie sein umfangreiches Expertenwissen leistet er einen wichtigen Beitrag für die Präventionsarbeit der Gauselmann Gruppe. Er lässt uns auch in diesem Bericht an seinem Wissen teilhaben. Auf den nachfolgenden Seiten können Sie den von ihm verfassten wissenschaftlichen Beitrag zum Thema Digitalisierung in der Suchtprävention lesen. Unsere Experten 12 13 SPIELERSCHUTZKOMMISSION PORTRAIT

15 14 DIGITALER SPIELERSCHUTZ WISSENSCHAFT Interessanterweise hatten sich große Organisationen der Suchthilfe (z. B. DHS im Oktober 2019; fdr im Mai 2019 etc.) schon vor Beginn der Pandemie mit Themen der Digitalisierung in der Suchthilfe beschäftigt. Und nun erfolgte der plötzliche Druck, das Erfordernis an alle sozialen Fachkräfte, sich kurzfristig, Klientinnen- und Klienten-orientiert auf „digitales Neuland“ zu begeben. Irvin D. Yalom, ein 91-jähriger, sehr bedeutender amerikanischer Psychotherapeut, Psychiater und vor allem weltbekannter Autor von Fachbüchern sowie Romanen erzählt in seinen Memoiren (vgl. Yalom, 2017, S. 59 ff. und S. 395 ff.) von seinen Glücksspielerfahrungen und seinen digitalen Erfahrungen im hohen Alter.­ Er hat über 40 Jahre leidenschaftlich Poker gespielt, umfangreiche Erfahrungen mit illegalen Lottoangeboten erlebt und er liebte es auch im Alltag, oft zu wetten. Neugier und Erregung waren und sind für ihn charakteristische Verhaltensweisen. Und mittels dieser Eigenschaften gelang es ihm, wie vielen sozialen Fachkräften, seine Ablehnung, Skepsis u. ä. gegenüber der Digitalisierung in der Prävention, Beratung und Psychotherapie abzubauen. Er hat vor über 20 Jahren damit begonnen, Erfahrungen in der Video- und SMS-Therapie zu sammeln und deren Wirksamkeit erkannt sowie akzeptiert. Seit dem 1. Juli 2021 gilt der neue „Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland“ und seit dem 1. September 2021 betreibt die Gauselmann Gruppe die MERKUR SPIELBANKEN NRW. Nun gilt es, die Jahrzehnte an Erfahrungen im Bereich Spielerschutz im Unternehmen auf die vier Spielbanken in NRW zu übertragen und vor allem auch die aktuellen Digitalisierungstendenzen zu beachten. Bis dato war für viele soziale Fachkräfte, einschließlich der Spielerschutzfachkräfte, die Digitalisierung eher eine „terra incognita“ – ein unbekanntes Land, welches Unsicherheit, Unbehagen, Abwehr etc. erzeugt. Dies hat verschiedene Ursachen. Bisher fehlende digitale Medienkompetenz, welche in der Ausbildung und/oder im Studium unzureichend Beachtung erfährt. Fehlende quantitative und qualitative technische Ausstattung in den Präventions- und Beratungseinrichtungen und mancherorts eine unverständliche Technikfeindlichkeit, gepaart mit mangelnder Veränderungsbereitschaft. Bisherige Online–Angebote für problematische Glücksspielende beschränken sich zu oft nur auf die Ausgaben beziehungsweise Geldeinsätze sowie Verluste der Spielenden und die Suche im Internet gestaltet sich oft umständlich. Als Beispiele seien die folgenden Angebote genannt: www.check-dein-spiel.de www.neustart-spielerhilfe.de www.verspiel-nicht-dein- leben.de/playoff www.recovermeapp.co.uk Auf den aktuellen Internetauftritten der Spielbanken gibt es derzeitig noch wenige Hinweise auf zusätzliche digitale Präventions- und Beratungsangebote. Hier wird eine Ressource für den Spielerschutz zu wenig genutzt. Denn digitale Angebote bringen eine ganze Reihe von Vorteilen. Durch eine permanente Verfügbarkeit sind zeitnahe Interventionen besser möglich. Den Menschen bietet sich hier die Chance, anonym und ohne vorherige Registrierung einen schnellen Zugang zum digitalen Hilfsangebot zu erhalten. Sie können auch die Kommunikationsform nach ihren eigenen Präferenzen auswählen: Ob via Chat, per E-Mail oder Videocall. Die Angebote sind ortsunabhängig sowie kostenlos und es können verschiedene Zielgruppen wie Glücksspielende, Angehörige oder soziale Fachkräfte gleichermaßen erreicht werden. Die Krux: Aktuell werden diese Angebote noch nicht ausreichend im Interesse des Spielerschutzes genutzt. Obwohl ca. 95 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland einen Internetzugang und/oder ein Smartphone besitzt. Besonders bei jüngeren Glücksspielenden (18 bis 26 Jahre) ist eine zunehmende digitale Medienkompetenz zu konstatieren. Spielbanken sollten eventuell hauseigene Apps, Internetseiten u. ä. entwickeln, welche nicht nur die aktuellen Angebote des Standortes aufzeigen, sondern auch deutliche digitale Hinweise auf den Spielerschutz beinhalten. Diese könnten folgende Aspekte berücksichtigen: » Hinweise auf Risiken des Glücksspielverhaltens bezogen auf spezielle Glücksspielarten (z. B. Roulette, Poker mit Kompetenzanteil, Automatenspiele etc.) in Form von Kurzvideos, Erfahrungsberichten o. Ä. » Hinweise auf regelmäßige, feststehende Video–Sprechstunden der Spielerschutzfachkräfte (wobei diese geschulte, zertifizierte Online-Beraterinnen und -Berater nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für psychosoziale Onlineberatung, DGOB e. V., sein sollten) » Hinweise auf die sofortige Möglichkeit der Vernetzung, Vermittlung in professionelle Hilfsangebote und/oder zu Selbsthilfegruppen o. ä. » Hinweise auf diese Internetseiten, Apps o. ä. direkt auf den Eintrittskarten zu den Spielbanken und zusätzlich an verschiedenen Örtlichkeiten (anonym) innerhalb des Hauses der Spielbank » Hinweise auf die App der Spielbank, wo eventuell die Häufigkeit der Spielbankbesuche im letzten Monat und Gesprächsangebote bei der Überschreitung eines selbst vorher gewählten Limits angezeigt wird Dies sind nur einige erste Überlegungen, um die Möglichkeiten der Digitalisierung im Bereich des Spielerschutzes verbessert zu nutzen. Seit 2005 ist der Autor als Leiter der Kölner Fachstelle Glücksspielsucht tätig. In diesem Zeitraum hat er über 3 500 Glücksspielende aus Köln und der Umgebung kennengelernt, welche sich wegen Problemen mit ihrem Glücksspielverhalten an die Beratungs- und Behandlungseinrichtung wandten. Bis 2019 fanden diese Kontakte fast ausschließlich „Face to Face“ statt. Vereinzelte Beratungen über das Telefon und via E-Mail rundeten das Angebot ab. Mit Beginn der Corona–Pandemie Anfang 2020 erfolgte ein notwendiges, sinnvolles, strategisches Umdenken. Ein Gastbeitrag von Dr. Wolfgang Kursawe M.A. »WELCHE CHANCEN BIETET DIE DIGITALISIERUNG FÜR DIE SUCHTPRÄVENTION?«

»Neue digitale Angebote sollten gemeinsam entwickelt, umgesetzt und vor allem evaluiert werden.« 17 16 DIGITALER SPIELERSCHUTZ WISSENSCHAFT Es gibt bereits einige Apps zur Behandlung von substanzbezogenen Störungen (z. B. Drink Less; Fit & Sober; Mind the Moment; S-Health; SEVA; SmartQuit; Smoke Mind; Social-Local-Mo ;CET App A-CHESS; Kick.it; Smart-T u. a.). Wobei auch sehr deutlich zu beachten ist: Eine mögliche Anwendung von Apps und Internetauftritten durch Spielbanken haben keinen (!) Behandlungsansatz bzw. -auftrag. Sie sollten als Präventionsmaßnahmen verstanden, entwickelt und umgesetzt werden. Bei der zunehmenden Digitalisierung im Bereich des Spielerschutzes sind auch weitere Aspekte beachtenswert. In den letzten Jahren hat der Anteil der Frauen, welche Glücksspielangebote (auch in Spielbanken) nutzen, zugenommen. Das heißt, es sollten auch frauen- bzw. genderorientierte digitale Präventionsangebote erstellt werden. Es gibt bereits einige gesicherte Erfahrungen, dass Frauen ein oft anderes Glücksspielverhalten praktizieren, im Vergleich zu den männlichen Spielern und dies sollte bei den digitalen Präventionsansätzen berücksichtigt werden. Möglicherweise zählen problematische Glücksspielerinnen zu den „hidden groups“ (vernachlässigte Gruppen), welche nicht so auf­allen und dennoch dringend Unterstützung benötigen. Bereits in der Vergangenheit haben die Spielbanken mit wissenschaftlichen Einrichtungen konstruktiv zusammengearbeitet. Dieser Prozess sollte fortgeführt und ausgebaut werden. Neue digitale Angebote sollten gemeinsam entwickelt, umgesetzt und vor allem evaluiert werden. Dabei sollte nicht nur die Benutzerfreundlichkeit (Usability) im Vordergrund stehen, sondern besonders die Wirksamkeit in Bezug auf Veränderungen des Glücksspielverhaltens. Solche Studien benötigen Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis (Glücksspielanbietenden), Zeit und auch finanzielle Ressourcen, welche durch verschiedene Quellen (öffentliche Förderung; privatwirtschaftliche Anbieter etc.) bereitgestellt werden sollten. Dies setzt eine konstruktive Dialogfähigkeit aller Beteiligten (Politik, Gesetzgeber, Glücksspielende, soziale Fachkräfte, Wissenschaft, Glücksspielanbietende u. a.) voraus. Parallel und anschließend zur zunehmenden Digitalisierung wird es weitere Entwicklungstendenzen geben. Die Nutzung der künstlichen Intelligenz (KI) wird auch die Bereiche Prävention und Beratung berühren und zu erheblichen Veränderungen in den nächsten Jahren führen. Der Spielerschutz sollte sich diesen Herausforderungen proaktiv stellen und nicht abwarten, bis der Gesetzgeber bestimmte Vorgaben erlässt. Wirksamer, transparenter Spielerschutz ist stets auch im Interesse erfolgreicher Glücksspielanbietenden und trägt somit zur Zufriedenheit aller Beteiligten im Glücksspielbereich bei. Auch der Verfasser hat in den vergangenen beiden Jahren während der CoronaPandemie neue digitale Erfahrungen in den Bereichen der Prävention und Beratung sowie bei den ambulanten Einzel- und Gruppengesprächen gesammelt. Die Erfahrungen zeigen: Es lohnt sich, die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung bieten, weiterhin zu nutzen und sie auch auszubauen. Dr. Wolfgang Kursawe M.A. leitet seit 2005 die Kölner Fachstelle Glücksspielsucht und arbeitet täglich mit problematischen und/oder pathologischen Glücksspielenden in Beratung oder Behandlung. Leiter der Fachbereiche Betreutes Wohnen, Ambulante medizinische Rehabilitation, Kölner Fachstelle Glücksspielsucht und Jugendwerkstatt bei der Drogenhilfe Köln. Arbeitet als Einzel- und Gruppentherapeut mit Suchtkranken (Alkohol-, Drogen- und Glücksspielabhängigen). Lehrbeauftragter an der Ev. Hochschule Bochum, der Katholischen Hochschule Köln u. a. Diplom-Sportwissenschaftler, Uni Leipzig; Promotion in Erziehungswissenschaften, Uni Potsdam; Master of Arts in „Social Service Administration”, Uni Bonn; Abschlüsse als psychoanalytisch-orientierter Suchttherapeut und Supervisor; Heilpraktiker (Psychotherapie); Zertifizierte Universitätslehrgänge an der „S. Freud“ Uni Wien: „Excellence in Responsible Gaming“, „Krisen- und Traumaberater“, Akademischer Experte im Bereich „Spiritualität in den psychosozialen Berufen“. Zur Person

19 18 DAS KOMPETENZTEAM DAS KOMPETENZTEAM Michael Jütte Zentraler Spielerschutzbeauftragter: „Ich bleibe mit meinen Kolleginnen und Kollegen immer im Austausch, der Spielerschutz ist uns allen ein wichtiges Anliegen.“ Axel Palmen Spielerschutzbeauftragter in Aachen: „Mir ist wichtig, immer den Menschen zu sehen, dem ich ein verantwortungsvolles Glücksspiel nahebringe.“ Andreas Esser Spielerschutzbeauftragter in Aachen: „Im Gespräch begegne ich dem Gast mit Respekt und Unterstützung.“ Robert Friedrich Spielerschutzbeauftragter in Bad Oeynhausen: „Mir ist wichtig, dem Gast Sicherheit und Gewissheit zu vermitteln.“ Thomas Bergmann Spielerschutzbeauftragter in Bad Oeynhausen: „Verantwortungsbewusster Umgang mit dem Glücksspiel – das ist unser Auftrag.“ Carolin Starker Spielerschutzbeauftragte in Duisburg: „Gefährdeten Spielenden bringe ich die umfangreichen Hilfsangebote näher. Das vertrauensvolle Gespräch ist da mein Werkzeug.“ Matthias Kurth Spielerschutzbeauftragter in Duisburg: „Als Spielerschützer bin ich gesprächsbereit für ein sensibles Thema.“ Melanie Meier Spielerschutzbeauftragte in Duisburg: „Ich möchte den Gast erreichen, bevor Spielen zum Problem wird.“ Elke Stratmann Spielerschutzbeauftragte in Dortmund-Hohensyburg: „Die MERKUR SPIELBANKEN NRW schulen uns umfangreich. Ich werde bestmöglich auf die Gastgespräche vorbereitet.“ Manfred Ross Spielerschutzbeauftragter in Dortmund-Hohensyburg: „Ich bin aus voller Überzeugung Spielerschützer.“ Oliver Neumann Spielerschutzbeauftragter in Dortmund-Hohensyburg: „Als geschulter Spielerschützer kann ich den betroffenen Gast professionell unterstützen.“ Sven Bentlage Spielerschutzbeauftragter in Dortmund-Hohensyburg: „Das Glücksspielerlebnis verantwortungsvoll gestalten – das ist der Anspruch von den MERKUR SPIELBANKEN NRW.“ Matina Bode Spielerschutzbeauftragte in Bremen (bis 31.08.2021): „Spielerschutz muss immer ein fester Bestandteil des Glücksspiels sein.“ Jerome Ehring Spielerschutzbeauftragter in Bremen (bis 31.08.2021): „Unsere Gäste erwarten zurecht ein sicheres Glücksspielerlebnis auf höchstem Niveau.“ Stefan Schley Spielerschutzbeauftragter in Bremerhaven (bis 31.08.2021): „Spielerschutz bedeutet für mich Engagement und gesellschaftliche Verantwortung.“

»Im Fokus der letztjährigen Schulungen standen die Erkennungsmerkmale für ein glücksspielproblematisches Verhalten und daraus resultierende Handlungsmaßnahmen.« 21 20 SCHULUNGSKONZEPT BERICHT Das Schulungskonzept PRÄVENTION MUSS ALLEN EIN BEGRIFF SEIN Mit der Spielbankverordnung des Landes NRW wurden die verpflichtenden Schulungen für Mitarbeitende in Spielstätten stärker reglementiert. Nicht nur Schulungsinhalte, sondern auch der zeitliche Umfang sowie die Anzahl der jährlichen Schulungszyklen hat der Gesetzgeber festgelegt. Mitarbeitende aus den Spielbetrieben müssen seitdem zweimal jährlich für jeweils sechs Stunden geschult werden. Für das 15-köpfige Kompetenzteam ist das eine organisatorische Herausforderung. Der große Vorteil für die MERKUR SPIELBANKEN NRW: Schulungen für die im Spielbetrieb tätigen Mitarbeitenden bilden im Sozialkonzept bereits seit einiger Zeit einen wesentlichen Eckpfeiler. So konnten die Spielerschützerinnen und -schützer auf detailreiche Unterlagen zurückgreifen und mussten kaum neue Inhalte erstellen. Außerdem profitierten die Spielerschutzbeauftragten von der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Spielerschutz der Universitätsmedizin Mainz. Nur so war es möglich, in kurzer Zeit ein komplettes Schuschulungen einzusetzen. Bisher gelang es deshalb immer, die Inhalte praxisorientiert und interaktiv zu vermitteln. So auch mit dem neuen Konzept: Die hohen Teilnehmerzahlen und das positive Feedback zeigen, dass es gut angenommen wurde. Und das ist wichtig, weil es den MERKUR SPIELBANKEN NRW nicht nur um die reine Wissensvermittlung geht, sondern das Gelernte auch in der täglichen Praxis angewendet werden soll. Die Regionalen Spielerschutzbeauftragten bilden in diesem Zusammenhang in ihrer Funktion als Vortragende eine besondere Schnittstelle. Die ersten Schulungen haben gezeigt, dass aufgrund der strengen zeitlichen Vorgaben und der Komplexität der Schulungsinhalte, die durch die Spielbankverordnung vorgegeben sind, die Form der Präsentation permanent weiterentwickelt werden muss. Für das Kompetenzteam der MERKUR SPIELBANKEN NRW bedeutet das, Schulungen auch künftig in ständig frischer Form mithilfe unterschiedlicher Kommunikationsmittel aufzubereiten und anzubieten, um die Mitarbeitenden der Standorte für das Thema Spielerschutz immer wieder neu zu begeistern. Denn: Prävention muss für alle, die in einer Spielstätte arbeiten, ein eindeutiger Begriff sein. Nur so lässt sich der Spielerschutz im Arbeitsalltag leben. lungskonzept zu entwickeln, das den Anforderungen der Spielbankverordnung entspricht. Die Schulungsinhalte wurden multimedial aufbereitet, weil so das komplexe Thema Spielerschutz greifbarer wird. Im Fokus der letztjährigen Schulungen standen die Erkennungsmerkmale für ein glücksspielproblematisches Verhalten und daraus resultierende Handlungsmaßnahmen. Die Mitarbeitenden lernten, Geschehnisse objektiv zu bewerten und in schwierigen Situationen besonnen zu reagieren. Grundsätzlich lautet das Ziel, die Mitarbeitenden im Spielgeschehen zu sensibilisieren. Sie sollen eine Spielproblematik bei Gästen frühzeitig erkennen können, um die Beobachtungen an die Regionalen Spielerschutzbeauftragten weiterzuleiten. Noch während sich die Standorte im Lockdown befanden, hat das Kompetenzteam damit begonnen, in allen Häusern die neuen Schulungen mit den Mitarbeitenden abzuhalten. Vor einigen Jahren haben sich die MERKUR SPIELBANKEN NRW dazu entschieden, die Mitglieder des Kompetenzteams als Referierende für die MitarbeiterSpielerschutz funktioniert nur, wenn eine zentrale Voraussetzung erfüllt ist: optimal geschulte und in jeder Situation handlungskompetente Mitarbeitende. Diese Einsicht begleitet die Ziele und Visionen des Spielerschutzes bei den MERKUR SPIELBANKEN NRW bereits viele Jahre. Währenddessen haben sich die Rahmenbedingungen dafür einige Male geändert. Zuletzt im November 2020.

23 22 SPERRSTATISTIK SPERRSTATISTIK Die Anträge auf Spielersperren auf den Seiten 23 und 24 sind in allen Spielstätten erhältlich und stehen auch auf der Website der MERKUR SPIELBANKEN NRW zum Download bereit : www.merkur-spielbanken.de/spielerschutz#sperrantraege DIE GRENZE ZUR VERANTWORTUNG ZIEHEN Spielbanken, Veranstaltende von Sportwetten und Lotterien mit besonderem Gefährdungspotenzial gemäß § 8a Abs. 1 GlüStV sind seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet, Personen zu sperren, „die dies beantragen (Selbstsperre) oder von denen sie aufgrund der Wahrnehmung ihres Personals oder aufgrund von Meldungen Dritter wissen oder aufgrund sonstiger tatsächlicher Anhaltspunkte annehmen müssen, dass sie spielsuchtgefährdet oder überschuldet sind, ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen oder Spieleinsätze riskieren, die in keinem Verhältnis zu ihrem Einkommen oder Vermögen stehen (Fremdsperre).“ In der Forschung wie auch in der Praxis hat sich die Spielersperre als geeignetes Instrument erwiesen, um pathologische Glücksspielende zum Umdenken zu motivieren und Verhaltensänderungen zu aktivieren. Die MERKUR SPIELBANKEN NRW registrieren und analysieren im Rahmen des Spielerschutzkonzepts sämtliche anonymisierte Daten hinsichtlich der beantragten oder verfügten Spielersperren. Die Absicht hinter der methodischen Untersuchung und Auswertung ist, Risikomerkmale deutlicher zu definieren, zu lokalisieren und qualitative sowie quantitative Ergebnisse für eine aussagekräftige Präventionsarbeit heranzuziehen. Antrag auf Eintragung einer Selbstsperre in OASIS nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 (§ 8a GlüStV 2021) an den Veranstalter/Vermittler von Glücksspielen (Name und Anschrift): oder an das Regierungspräsidium Darmstadt Dez. III 34 Glücksspiel, Preisprüfung Wilhelminenstraße 1 – 3 64283 Darmstadt Datenschutzbelehrung (gem. Art. 13 DSGVO) Es wird darauf hingewiesen, dass die sich aus den Antragsunterlagen ergebenden Daten durch das Regierungspräsidium Darmstadt verarbeitet werden dürfen. Auf die Datenschutzhinweise des RP Darmstadt wird hingewiesen. O Die Hinweise zum Datenschutz nehme ich zur Kenntnis und stimme zu. Persönliche Angaben der antragstellenden Person: Die Kopie eines Identitätsnachweises (Personalausweis, Pass, ausländischer Ausweis, anderes geeignetes Dokument) ist vorzulegen! Bitte die folgenden Angaben in Druckbuchstaben ausfüllen! Nur korrekt und vollständig ausgefüllte Anträge können geprüft und bearbeitet werden! Nachname:* Vorname/n:* Aliasname: Geburtsname:* Geburtsdatum:* Geburtsort:* Straße / Nr.:* PLZ / Ort:* Land:* Adresszusatz: Felder, die mit einem * versehen sind, sind verpflichtende Angaben und wahrheitsgemäß auszufüllen.

25 24 SPERRSTATISTIK SPERRSTATISTIK Eine Empfehlung zur Sperre erfolgt vor dem Hintergrund sachlich begründeter und überprüfbarer Anhaltspunkte. Diese Sperre nennt sich fremdinitiierte Selbstsperre. Sie gilt als wirksam, da sie Spielende über das eigene Spielverhalten nachdenken lässt und eine langfristige Verhaltensänderung anregt. Der Faktor „Selbstbestimmung“ hat hier eine tragende Rolle, denn durch die Spielersperre treffen Betroffene selbst die bewusste Entscheidung, gegen die Sucht anzukämpfen und aus dem Spiel auszusteigen. Der Zwiespalt, einerseits ihre Sucht beenden, aber andererseits weiterspielen zu wollen, wird hierdurch zwangsläufig reduziert bzw. aufgelöst. Die Sperre ist kein Garant dafür, dass gefährdete Personen keine anderen Wege finden, um zu spielen. Dennoch bietet sie zahlreiche Vorteile und ist jedem gefährdeten Spielenden dringend anzuraten, beispielsweise um die eigene Existenzsicherung gewährleisten zu können und das verfügbare Kapital für tatsächlich relevante Dinge wie Miete, Strom, Essen und Schuldentilgung zu verwenden. Darüber hinausgehende zusätzliche existenzsichernde Maßnahmen sowie die fachliche Unterstützung durch eine Glücksspielsucht-Beratung ersetzt sie jedoch nicht. Eine von außen auferlegte Sperre führt häufiger zu Ablehnung bei Problemspielenden und dem Gefühl der erzwungenen Einschränkung der eigenen Handlungsfreiheit und erschwert so das kritische Hinterfragen des eigenen Spielverhaltens. Antrag auf Eintragung einer Fremdsperre in OASIS nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 (§ 8a GlüStV 2021) an den Veranstalter/Vermittler von Glücksspielen (Name und Anschrift): oder an das Regierungspräsidium Darmstadt Dez. III 34 Glücksspiel, Preisprüfung Wilhelminenstraße 1 – 3 64283 Darmstadt Datenschutzbelehrung (gem. Art. 13 DSGVO) Es wird darauf hingewiesen, dass die sich aus den Antragsunterlagen ergebenden Daten durch das Regierungspräsidium Darmstadt verarbeitet werden dürfen. Auf die Datenschutzhinweise des RP Darmstadt wird hingewiesen. O Die Hinweise zum Datenschutz nehme ich zur Kenntnis und stimme zu. Persönliche Angaben des Antragstellers / der Antragstellerin: Bitte die folgenden Angaben in Druckbuchstaben ausfüllen! Ein Identitätsnachweis (Personalausweis, Pass, ausländischer Ausweis, anderes geeignetes Dokument) ist vorzulegen. Nur korrekt und vollständig ausgefüllte Anträge können geprüft und bearbeitet werden! Nachname:* Vorname/n:* Geburtsname: * Geburtsdatum:* Geburtsort: * Straße / Nr.:* PLZ / Ort: * Land:* Beziehung zu der zu sperrenden Person* Funktion beim Veranstalter/Vermittler von Glücksspielen* Felder, die mit einem * versehen sind, sind verpflichtende Angaben und wahrheitsgemäß auszufüllen.

27 26 SPERRSTATISTIK SPERRSTATISTIK Sperren im Berichtsjahr Im Jahr 2021 muss im Hinblick auf die Sperrstatik der MERKUR SPIELBANKEN NRW eine Besonderheit berücksichtigt werden: Seit September gehören die Spielbanken in Bremen und Bremerhaven nicht mehr zum Unternehmen. Daher wurden dort getätigte Sperren ab September für die Statistiken nicht mehr berücksichtigt. Insgesamt wurden in den Häusern der MERKUR SPIELBANKEN NRW 334 Spielersperren (2020: 458) registriert. Von den 334 in 2021 neu ausgesprochenen Spielersperren betrafen 317 Spieler und 17 Spielerinnen. Neben der ungleichen Geschlechterverteilung ist auffällig, dass der größte Teil der gefährdeten Personen sich selbst sperrte (322). Nur bei einem geringen Teil (12) wurden die Sperren durch Dritte initiiert. Spielersperren aus dem Automatenspiel Die steigende Zahl an Automatenspielenden spiegelt sich auch an der Zunahme der Spielersperren wider. Da das Klassische Spiel pandemiebedingt länger geschlossen blieb als das Automatenspiel, könnte hier der Grund liegen für den Anstieg an Spielersperren aus dem Automatenspiel. *Seit letztem Jahr wird die Sperre der Spielform mit Mehrfachantworten erfasst. Sperren nach Spielformen Bei der Auswertung der Sperren nach Spielform fällt der Anteil im Bereich des Automatenspiels deutlich ins Auge. Berücksichtigt man in diesem Kontext jedoch die prozentuale Präsenz der unterschiedlichen Spielformen in der Spielbank, so wird deutlich, dass der Anteil an Spielersperren im Klassischen Spiel in Relation zum Automatenspiel wesentlich höher ist. Der überwiegende Teil an Sperren entfällt auf eine eher junge Altersgruppe an Spielenden. Rund 61 % waren jünger als 30 Jahre und rund 33 % der gesperrten Spieler waren zwischen 31 und 45 Jahren alt. Die ermittelten Daten bestätigen auf der einen Seite den allgemeinen Trend, dass der Anteil an jüngeren Spielgästen zunimmt. Auf der anderen Seite könnte diese Entwicklung jedoch auch eine Folge der Pandemie sein, in der ältere Spielgäste aus Sorge vor einer Infektion mit dem Covid-19-Virus eher auf einen Besuch der Spielbank verzichtet haben als jüngere Leute. Sperren im Berichtsjahr 2021 Gesamtanzahl 334 Davon Selbstsperren 322 Fremdsperren 12 Altersstruktur 2021 2020 2019 <30 205 209 312 31 bis 45 90 178 219 >45 39 71 91 Summe 334 458 622 Spielformen 2021* 2020 2019 Automaten 68 % 65 % 50 % Roulette 17 % 11 % 21 % Black Jack 11 % 7 % 8 % Poker 3 % 4 % 6 % Multi-Roulette 2 % 1 % 3 % keine Angabe 18 % 12 % 12 % Automaten Black Jack Multi Roulette Poker Roulette keine Angabe Roulette 68 % Automaten 3 % Poker 11 % Black Jack 2 % Multi Roulette 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 17 % 18 % keine Angabe Anteil Spielersperren aus demBereich Automatenspiel 2021 2020 2019 Q1 * 66 % 66 % Q2 62% 95 % 63 % Q3 70 % 77 % 67 % Q4 70 % 76 % 75 % 68 % 17 % 11 % 3 % 2 % 18 % Zutrittsverweigerungen nach Sperren Ist eine Sperre erfolgt, wird diese umgehend in die deutschlandweite Sperrdatenbank eingetragen sowie im Rezeptionsprogramm der Spielbanken vermerkt. Kommt der Gast trotzdem in die Spielbank, wird ihm der Eintritt verweigert. Das Rezeptionspro- gramm zeigt den Mitarbeitenden eine rote Ampel. Mit diesem System wird verlässlich sichergestellt, dass gesperrte Spieler unter keinen Umständen Zutritt zur Spielbank erhalten. * Keine Angabe: Aufgrund des Lockdowns konnten keine Daten erhoben werden.

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